Großes Gelächter aus der Vogelwelt
Grünspecht ist „Vogel des Jahres 2014“
Im Gegensatz zur Bekassine (Vogel des Jahres 2013), hat sich der Bestand des Grünspechts in Deutschland erholt. Diese Entwicklung ist unter Deutschlands häufigen Vogelarten einmalig. Leider stellt sich die Bestandsentwicklung in Berlin gegen den Deutschlandweiten Trend: 2003 wurde der Grünspecht auf die Vorwarnliste der Roten Liste aufgenommen.
Positive Nachrichten aus dem Artenschutz sind leider nicht allzu häufig, darum freut sich der NABU, dass mit rund 42.000 Brutpaaren der Bestand des Grünspechts in Deutschland als erholt gelten kann. Er ist hierzulande nach dem Buntspecht und vor dem Schwarzspecht die zweithäufigste Spechtart. Europaweit geht man von 860.000 Brutpaaren aus.
Leicht zu hören, schwer zu sehen
Der Grünspecht macht mit seinem markanten Ruf, der wie ein gellendes Lachen klingt seinem Beinamen „Lachvogel“ alle Ehre. Mit einem lauttönenden „kjückkjückkjück“ ist er zu jeder Jahreszeit zu hören. Zur Balzzeit baut der Grünspecht diesen Ruf zu einer langen Gesangsstrophe aus. Doch trotz seines auffälligen Lachens und farbenfrohen Gefieders ist der Grünspecht nicht leicht zu entdecken. Mit roter Kappe und schwarzer Augenmaske, der ihm den Spitznamen „Zorro“ eintrug, ist er noch am einfachsten in der halboffenen Waldlandschaft, in Gärten und Parkanlagen oder auf Streuobstwiesen und Brachen zu finden.
Bundesweit erholte Bestände
Seine Bestandserholung verdankt der Grünspecht einer Reihe von milden Wintern und einer zunehmenden Einwanderung in städtische Grünflächen. Umgekehrt reagiert diese Spechtart aber auch entsprechend negativ auf besonders kalte Winter, die ihnen dann das Überleben schwer machen. Der Verlust von Streuobstwiesen und extensivem Grünland durch den Umbruch der Flächen für neuen, intensiv betriebenen Ackerbau, verschlechtert die Lebensräume des Grünspechtes. Der „Lachvogel“ ist nämlich vor allem dann „amused“, wenn Erdameisen, seine bevorzugte Nahrung, ausreichend vorhanden sind. Entgegen der langläufigen Meinung, dass Spechte an Bäumen herum hämmern, findet diese Art seine Nahrung vielmehr in der Erde und eher seltener in den Ritzen von Baumstämmen.
In Berlin unter Beobachtung
Derzeit gehen die Berliner Vogelkundler von bis zu 250 Grünspecht-Revieren in der Hauptstadt aus. Er bevorzugt hier Gebiete mit lockerer Bebauung, Gärten, Parkanlagen, Friedhöfe oder Waldrandlagen. Gehen durch die innerstädtische Verdichtung die Grünflächen zurück, hat es der Grünspecht hingegen sehr schwer. Harte Winter, ungünstige Veränderungen der Lebensraumverhältnisse inklusivem dem Verlust an Brutbäumen in die er seine Höhlen bauen kann und der Einsatz von Pestiziden in Gärten und Parkanlagen, zeichnen sich seit mehreren Jahren in der Roten Liste ab: der Grünspecht wird seit mehreren Jahren in der sog. Vorwarnliste geführt.
„Bei allen Bauvorhaben und Parkgestaltungen muss der Artenschutz stärker berücksichtigt werden“, fordert Anja Sorges, Geschäftsführerin des NABU Berlin. „Das Vorkommen des Grünspechtes in der Hauptstadt ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das „grüne“ Berlin seinen Beinamen zu Recht erhalten hat. Doch zeigt die gegen den Bundestrend verlaufende Bestandsabnahme des Grünspechtes - neben der einer Reihe von anderen Arten - dass man bei der Stadtplanung umsichtig vorgehen muss, um einen weiteren Verlust des grünen Charakters der Stadt zu verhindern.“
Gut zu wissen: Grünland und alte Bäume
Der Grünspecht findet überall ein Zuhause, wo es alte Bäume zum Bau von Nisthöhlen und Grünland mit ausreichend Ameisen als Futter gibt. Mit seinem Schnabel und der bis zu zehn Zentimeter langen klebrigen Zunge kann er seine Leibspeise aus dem Boden oder aus den Bäumen herausholen. Besonders geeignete Bedingungen findet der Grünspecht unter anderem auf Streuobstwiesen. Die Fläche dieses Lebensraums ist jedoch in ganz Deutschland dramatisch zurückgegangen. Da Streuobstwiesen für den Grünspecht immer seltener zu finden sind, hat die Vogelart stattdessen den Siedlungsraum für sich entdeckt – hier nehmen ihre Bestände zu. Im städtischen Bereich bieten besonders alte Parks, Industriebrachen, Ortsränder und Gegenden mit altem Baumbestand ideale Bedingungen für den Grünspecht.
Übrigens ist der Grünspecht ein echter Europäer: Mehr als 90 Prozent seines weltweiten Verbreitungsgebietes befinden sich in Europa. Hier besiedelt er fast den ganzen Kontinent, mit Ausnahme Irlands, Teilen Skandinaviens und den nördlichen und östlichen Teilen des europäischen Russlands. Der europäische Bestand des Grünspechts wurde im Jahr 2004 auf insgesamt rund 860.000 Brutpaare geschätzt.
NABU und LBV setzen sich seit Jahren für den Schutz von Grünlandflächen ein. Denn durch die Intensivierung der Landwirtschaft und dem Anbau von Mais zur Energiegewinnung verlieren der Grünspecht und andere Vogelarten zunehmend ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlage. Damit sich der Bestand des Grünspechtes weiterhin positiv entwickeln kann, müssen extensives Grünland zur Nahrungssuche und dicke Bäume zur Höhlenanlage erhalten werden, und zwar sowohl im Wald und Flur als auch in Gärten und Parks.
18. Oktober 2013