Der Uhu
Der Uhu
Am Freitag, 1. Oktober, haben NABU und LBV Bayern in Berlin den Uhu zum Vogel des Jahres 2005 gekürt. Leider gehört diese, mit bis zu 1.80 Meter Spannweite größte Eulenart der Erde im Berliner Raum und in Brandenburg zu den ganz seltenen Brutvögeln. Für 1991 bis 1999 aktuellere Angaben liegen uns nicht vor wurden lediglich zwölf Bruten in Brandenburg sicher nachgewiesen. Die Brutreviere des Uhu waren in diesen Jahren im Hohen Fläming und in der Uckermark.
Im Land Berlin gibt es derzeit leider noch keine Uhu-Brutvorkommen. Im August 1989 hielt sich überraschenderweise ein Uhu in einem Garten in Berlin-Mariendorf auf und fand viel Aufmerksamkeit in der Presse. Die große Eule hielt einen Igel in ihren Krallen und wurde wenig später eingefangen. Nach Einschätzung von Experten war der Uhu aus einer Gefangenschaftshaltung entkommen.
In den 1980-er und 90-er Jahren hielten mehrere private Halter in verschiedenen Stadtbezirken Uhu-Paare in Volieren und boten die nachgezüchteten Junguhus für Auswilderungsprojekte an. Auch die im Berliner Zoo sowie im Tierpark gezüchteten jungen Uhus wurden für solche Wiederansiedlungsprogramme zur Verfügung gestellt. Dadurch gelang es in manchen Regionen, in denen der Uhu seit langem ausgestorben war, neue Brutvorkommen zu etablieren.
Wo kann man den Vogel des Jahres sehen?
Seit einigen Jahren werden keine Junguhus aus Gefangenschaftszuchten mehr ausgewildert. Der jetzige Brutbestand soll sich vielmehr eigenständig entwickeln. In manchen Regionen sind Ausbreitungstendenzen zu beobachten. Dabei zeigten sich die großen Eulen mitunter überraschend anpassungsfähig. In Freiburg und Lübeck hielten sich jeweils einzelne Uhus lange Zeit im Stadtgebiet auf und hatten Kirchtürme als Stammplatz. Trotz fleißigem Rufen zur Paarungszeit fanden sie offensichtlich keine Partner. Doch 2004 zog ein Uhupaar in München erfolgreich vier Junge auf. Der Uhu ist also nicht immer der scheue Wald- und Felsenbrüter, als der er in manchen Büchern beschrieben wird. Es gilt somit aufzupassen: Vielleicht siedelt sich auch mal ein Uhupaar am Märkischen Museum oder anderswo in Berlin an...
Nur äußerst wenige Menschen haben jemals einen freilebenden Uhu beobachtet. Denn der nachts aktive Uhu ist an seinem Tagesruheplatz sehr heimlich und durch seine Gefiederzeichnung hervorragend getarnt. Die ohnehin sehr kleinen Uhuvorkommen in Brandenburg zeigen zudem von Jahr zu Jahr zahlenmäßige Schwankungen und sind nicht immer ortstreu.
Zur Zeit werden mitteleuropäische Uhus weder im Berliner Zoo noch im Tierpark Berlin gezeigt. Bleibt allein das Naturkundemuseum, Invalidenstraße 43 in 10115 Berlin als zuverlässigster Ort, an dem man den Uhu aus der Nähe in voller Größe und mit allen Gefiedermerkmalen kennen lernen kann. (Siehe auch Ausstellungen zur Ausleihe.)