Der Waldkauz
Lautloser Mäusejäger
Viele Gegenden sind außerdem heute von Eulen verlassen, entweder weil sie keine Bruthöhlen finden oder das Nahrungsangebot nicht mehr ausreicht. 2017 wurde deshalb der Waldkauz (Strix aluco) vom NABU zum Vogel des Jahres gewählt. Mit dem Erhalt alter Bäume in Wäldern, Parks oder Friedhöfen schützen wir auch den Waldkauz und viele andere höhlenbewohnende Tiere.
Merkmale
Große, vorgerichtete, in einem „Federkranz“ liegende Augen, ein runder Kopf auf einem gedrungenen Körper mit weichem Gefieder, kräftigen, befiederten Füßen und scharfen Krallen. Waldkäuze gehören mit einer Körpergröße von ca. 40 cm zu den mittelgroßen Eulen. Die Weibchen sind mit mehr als 600 g Körpergewicht oft deutlich schwerer als die etwa ein Drittel bis halb so schweren Männchen.
Das Gefieder ist – wie bei vielen Eulenarten – rindenartig (tarnfarbig) gemustert: grau, braun oder rostrot mit ober- und unterseits kräftigen dunklen Längsstreifen und schwachen Querstreifen. Weiße kleine Flecken zieren Schultern und Flügel. Die Körperunterseite ist heller. Waldkäuze – auch die Jungvögel – haben schwarze Augen. Jungkäuze – sogenannte Ästlinge – haben ein hellgraues oder gelblichbraunes Daunenkleid mit Querbänderung.
Lautäußerungen
Im Herbst (Herbstbalz ab Oktober) und Frühjahr erklingen die unterschiedlichen Rufduelle der Waldkäuze von hallend, wohlklingend bis schaurig, oft grell.
Bekannt ist das lang gezogene, laute, heulende "Huuu---hu - uuuuuuu" des Männchens (Revierruf). Das Weibchen antwortet mit einem lauten und schrillen "Kuit". Die Variabilität des Gesangs ist individuell konstant, so dass benachbarte Waldkäuze sich "persönlich" kennen lernen und einzelne Männchen allein an ihrer Stimme erkannt werden können. Auffällig sind ab dem Spätwinter die Bettel- oder Kontaktlaute der Jungvögel.
Nahrung
Waldkäuze sind Standvögel, sie bleiben ganzjährig in ihren Brutrevieren und haben daher ein breites Beutespektrum: überwiegend Kleinsäugerarten wie Mäuse, Ratten, Kaninchen und Eichhörnchen, aber auch kleinere Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische und Käfer werden erbeutet. Die geschickten Jäger jagen nachts vom Ansitz oder per Suchflug. Ihr hervorragendes Gehör ermöglicht es ihnen, sich auch bei wenig Licht akustisch zu orientieren und Beute aufzuspüren.
Lebensraum und Verbreitung
Die ursprüngliche Heimat von Waldkäuzen ist der Laubmischwald. Aber Laubbäume alleine reichen noch nicht für einen geeigneten Waldkauz-Lebensraum. Besonders wichtig sind große, alte Bäume mit vielen Höhlen, in denen die Käuze brüten können. Solche Bäume gibt es in unseren Wirtschaftswäldern jedoch kaum. Sie werden gefällt, bevor sie alt genug sind, um Höhlen auszubilden. Dazu dominieren heute vielerorts monotone Nadelbaum-Forste. In Berlin leben sie meist in Parks, Alleen oder auf Friedhöfen mit Altholzbeständen. Wo Baumhöhlen fehlen, brütet er an ungestörten Stellen in Gebäuden oder auch in Nistkästen.
Der Waldkauz ist die häufigste der zehn Eulenarten, die in Deutschland brüten. Fast flächendeckend besiedelt er Mitteleuropa, Teile Westsibiriens, der Türkei, des Irans, das Atlasgebirge in Nordafrika, den Libanon und Israel. Seine Vorkommen in Teilen Nordeuropas beschränken sich auf die südlichen Landesteile von Skandinavien und Finnland. Er fehlt in Irland und Island. Er meidet Höhenlagen über 1.600 Meter, baumlose Gebiete und die ausgeräumte Feldflur.
Fortpflanzung
Als Nistplatz dienen meistens Baumhöhlen, hin und wieder Felsnischen sowie alte Krähen- oder Greifvogelnester, ungestörte Winkel in Dachböden, Kirchen, Scheunen und Ruinen. Meistens wird der Vorjahresplatz bezogen. Je nach Witterung mitunter schon im Winter, meist jedoch Anfang bis Mitte März legt das Weibchen zwei bis sechs Eier. Nach vier Wochen schlüpfen die Jungen. Nach weiteren vier Wochen verlassen sie noch nicht flugfähig den Brutplatz und landen dabei häufig am Erdboden. Oft werden solche „Ästlinge“ von besorgten Menschen als vermeintlich hilflos mitgenommen. Sie können jedoch hervorragend klettern und an Baumstämmen wieder in die Höhe klettern. Drei bis vier Monate werden die Jungen von den Eltern betreut und mit Nahrung versorgt, dann müssen sie selbstständig sein und wandern ab.
Bestand
Waldkäuze sind sehr anpassungsfähig und vielseitig, daher gelten die Bestände z.Zt. als nicht gefährdet. Inzwischen mehren sich aber vielerorts erste Anzeichen für deutliche Bestandsabnahmen. Mit fast neun Prozent des europäischen Bestands und 43.000 bis 75.000 Brutpaaren ist der Waldkauz die häufigste der zehn heimischen Eulenarten.
Gefährdung
Nur die Hälfte der Jungvögel überlebt die Zeit des Selbstständigwerdens und somit das erste Lebensjahr.
Hohe Verluste entstehen durch künstliche Hindernisse, die zum Tod führen: Kollisionen im Straßen- und Bahnverkehr, mit Zäunen oder Stromleitungen, deren dünne Drähte die Vögel nicht rechtzeitig erkennen können. Waldkäuze verunglücken zudem recht häufig auf der Suche nach geeigneten Brut- und Schlafhöhlen in engen glattwandigen Kaminen und Lüftungsschächten, aus denen sie nicht mehr heraus können.
Schutz
Wie bei allen Wildvögeln hängt der Bruterfolg von der Lebensraumqualität ab! Eine naturnahe Forstwirtschaft, ungestörte, strukturreiche Stadtwälder, Feldgehölze, Friedhöfe, Park- und Grünanlagen mit Altbaumbeständen (Baumhöhlen), extensiv bewirtschaftetes Grün- und Ackerland, krautreiche Feld- und Waldränder sowie Freiflächen bieten dem Waldkauz Nistmöglichkeiten sowie Nahrungsflächen. Spezielle Schutzmaßnahmen können u.U. durch ein Angebot von Nisthilfen erfolgen- dieses sollten unbedingt unter fachlicher Begleitung von Eulenkennern erfolgen!