Der Kuckuck
Der Kuckuck
Vogel des Jahres 2008
Selten bekommt man ihn zu Gesicht, aber jedes Kind kennt den Kuckuck. Sein weittragender Ruf animierte die Menschen zu einer Vielzahl von Sprichwörtern, Volks- und Kinderliedern. Sie alle zeugen davon, wie selbstverständlich diese Art in der Vergangenheit zur Umwelt des Menschen gehörte. Doch wie anderswo sind auch in Berlin die Ornithologen in Sorge: Nachdem sich Hinweise auf einen Rückgang der Kuckuck-Population im Stadtgebiet häuften, machten sich die Mitarbeiter der Berliner Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (BOA) in der Saison 2007 daran, den Gesamtbestand der Art in Berlin zu erfassen. Eine erste Bilanz hat nun die Annahme bestätigt, dass der Kuckuck in den letzten 30 bis 40 Jahren in Berlin deutlich seltener geworden ist eine Tendenz, die leider deutschlandweit beobachtet wird.
Bebauung und Veränderung in Wäldern verdrängen den Kuckuck
Der Kuckuck bevorzugt als Brutrevier die Randgebiete von Gewässern und reich strukturierte offene Landschaften, aber auch Lichtungen von Wäldern, wo er diejenigen Wirtsvogelarten findet, denen das Weibchen seine Eier unterschieben kann. Dazu gehören u. a. Rohrsänger, Bachstelze und Rotkehlchen. Neben guten Beständen von Wirtsvogelarten muss in seinem Revier auch die Nahrungsgrundlage stimmen: Vorwiegend ernährt sich der Kuckuck von Schmetterlingsraupen.
In den 1970er und 80er Jahren belegten ornithologische Kartierungen eine weiträumige Verbreitung des Kuckucks in den Randgebieten der Stadt. Doch die in den 90er Jahren von den Ornithologen Winfried Otto und Dr. Klaus Witt gesammelten und 2002 veröffentlichten Nachweise von Rufplätzen bestätigten Hinweise auf einen Rückgang der Art: Die großflächige Bebauung in den Bezirken Hellersdorf, Marzahn und Hohenschönhausen oder Lichterfelde-Süd und Spandau-West, aber auch der dichter werdende Grunewald behagten dem Kuckuck offenbar nicht mehr.
Akustische Spurensuche präzisiert
In der 2002 von Otto und Witt publizierten Karte fehlte ein einheitlicher Jahresüberblick des Gesamtbestandes in Berlin. Daher rief die Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (BOA) für die Brutsaison 2007 zu einer weiträumigen Kartierung rufender Kuckucke auf. Präzise wurde auf Rufzeiten und gleichzeitig rufende Individuen geachtet, um Nachbarreviere möglichst zweifelsfrei voneinander abgrenzen zu können. Eine erste Auswertung der noch nicht vollständig eingegangenen Daten zeigt ein uneinheitliches Bild: Während in Teilgebieten, vor allem entlang der großen Gewässer wie Unterhavel, Dahme und dem Langen See, sogar mehr Kuckucke riefen als in den Vorjahren, waren an anderen Stellen weniger zu hören. Die erste Bilanz der Ornithologen weist etwa 90 bis 100 Rufreviere männlicher Kuckucke für Berlin aus. Die Schätzung der 1990er Jahre lag bei 130 bis 160 Revieren, doch BOA-Mitarbeiter Witt urteilt aufgrund der unpräzisen Datengrundlage vorsichtig optimistisch. "Sehr wahrscheinlich hat der Kuckuck seinen Bestand innerhalb der letzten 10 Jahre in etwa gehalten, wenn auch auf niedrigerem Niveau als noch in den 1970er/80er Jahren", lautet sein Fazit. "Die weitere Bestandsentwicklung der Art ist daher aufmerksam zu verfolgen!"
Der Kuckuck braucht Hilfe!
Angesichts des Bestandsrückgangs des Kuckucks in Berlin ergeben sich dringliche naturschutzpolitische Forderungen im Hinblick auf den Schutz seiner Lebensräume:
- Erhalt und Verbesserung der Schilfröhrichte an allen Gewässern, um die Bestände der wichtigen Wirtsvogelarten Teich- und Drosselrohrsänger zu halten und zu vermehren!
- Erhalt und Entwicklung offener Landschaften mit lockerem Baum- und Buschbestand!
- Bann aller Biozide, welche die Nahrungsgrundlage des Kuckucks kontaminieren können!