Gruppenfahrt der Kindergruppe Pankow
Ein Reisebericht



Zelten für das maximale Naturerlebnis - Foto: Barbara Sax
Der Plan klang super. Endlich wieder eine Gruppenfahrt der NABU-Kindergruppe Pankow. Nach der Zwangspause durch Corona hatten sich das alle Kinder am meisten gewünscht. Das Wochenende stand fest. Der Campingplatz war gebucht und einige Eltern hatten sich zusätzlich Zeit genommen um die Reise zu begleiten. Wir wollten zelten im Waldbad Babben in der Niederlausitz. Ein idyllisches Dorf an einem kleinen Berghang, eingebettet in eine Endmoränenlandschaft, direkt an einem kleinen angelegten See, durch den ein Bach verläuft, der gleich mehrere Naturteiche mit Wasser versorgt.
In den Babbener Bergen ist auch der Wolf wieder zu Hause und so wollten wir uns mit Ehrenamtlichen vom NABU Finsterwalde treffen um mehr über das Verhalten der Tiere zu erfahren.
Wir hatten uns außerdem Geocaching Geräte ausgeliehen um Verstecke im Wald aufzuspüren und selbst Fährten zu interessanten Naturschauplätzen zu legen. Außerdem würde der See viele interessante Funde mit Kescher und Becherlupen für uns bereithalten.
Alle waren voller Vorfreude. Doch plötzlich änderte sich die spätsommerliche Wetterlage. Dauerregen und 17 °C waren für das Wochenende im August angesagt. Nicht die idealen Voraussetzungen für zwei Übernachtungen in Zelten und Aktionen für Draußen. Also haben wir alles um zwei Wochen auf Mitte September verschoben. Doch genau da sollte das Waldbad Babben nach seiner über 50 jährigen Geschichte, das erste Mal saniert werden, der See abgelassen und Teile der Steineinfassung erneuert werden. Zelten an einer Baustelle vor einem leeren See? Warum nicht?!
Kinder und Eltern wollten trotzdem fahren und die Entscheidung haben wir nicht bereut. Es war einfach wunderbar. Es war warm und einen kurzen Wolkenbruch mit Gewitter und leuchtenden Regenbogen am Samstag konnten wir in der „ersten Reihe“ unter einem Dach auf Gartenstühlen beobachten. Der aufziehende Dunst auf der Wiese in der Abendsonne vollendete das Naturschauspiel.
Der Regen, der letzten Wochen hatte viele Steinpilze und eine Fülle anderer Speisepilze hervorgebracht und mit Butter angebraten, draußen gemeinsam probiert, war es für viele ein neuer oder lang zurückliegender Genuss. Nachts dann ein sternenklarer Blick auf die Milchstraße- auch ein Ereignis, dass sich in der Hauptstadt nur am Rande finden lässt.
Und der leere See? Am Tag konnten wir Spuren von großen Zugvögeln darin untersuchen und nachts war er einfach unsichtbar.
Wölfe schlafen am Tag, wie uns Steffen Kämmerer vom NABU auf unserer Wolfexkursion versicherte und so haben wir auf unserem Spaziergang durch die Wälder nur Knochen von Beutetieren des Wolfes gefunden und Entdeckungen ganz anderer Art gemacht. Grillen, den Borkenkäfer unter der Rinde der ausgedehnten Kiefernwälder und viele Gottesanbeterinnen suchten in einem von Heide gesäumten Waldweg nach Nahrung. Diese Art in Brandenburg zu finden, ist ein klares Zeichen für den Klimawandel und die rapide Erwärmung der Region.
Beim Geocaching wollten wir den Ursulagrund im Wald erkunden und ein bemooster Steinhügel war das Ziel, der einst in Erinnerung an die naturverbundene Ursula, errichtet worden war, der Frau des einstigen Schlossherren von Fürstlich Drehna. Ein kleiner, sich durch den Wald schlängelnder Bach sollte uns den Weg zeigen. Doch Babben befindet sich auch am Rande eines ehemaligen Braunkohletagebaugebiets, das erst 1991 stillgelegt wurde. Durch die gravierenden Erdaushübe und die Nutzung des Grundwassers für den im Restloch entstandenen Bergheider See, war von dem Bachlauf im Wald nur noch das trockene Bett zu erkennen – ein weiteres deutliches Zeichen für den Einfluss des Menschen auf die Natur.
Den Tagebau und die riesige Förderbrücke auch liegender Eifelturm genannt, haben wir uns am Sonntag angesehen. In 79 Metern Höhe konnten wir den riesigen See überblicken, auf dessen Grund das Dorf Bergheide nun liegt. Und die Mitarbeiterin des Tagebaus zählte in routinierter Art die Orte auf, die danach für den Kohleabbau „abgeräumt und vorbereitet“ werden sollten, bis die Wende und das Klimaabkommen endgültig dem Braunkohleabbau in der Region ein Ende setzten.
Wenn man bedenkt, dass schon das Betreiben der Anlage ein Viertel der geförderten Kohle verbrauchte und die übrige Kohle ausschließlich ungefiltert zum Heizen verwendet wurde, kann man die rasant fortschreitenden Folgen des Klimawandels leicht nachvollziehen.
Allen hat die Reise sehr viel gebracht. Zusammenhänge sind klar und erfahrbar geworden. Wir haben viel gesehen und gelernt, auch einfach, weil wir draußen in der Natur unterwegs waren.
Annette Prien, Gruppenleiterin, Umweltpädagogin