Wildtiere in der Stadt
Von tierischen Mitbewohnern in Berlin

Heutzutage glänzen die Städte mit Artenreichtum. Je größer, desto besser. Berlin ist führend in Deutschland mit mehr als zwei Drittel aller überhaupt bei uns als Brutvögel vorkommenden Vogelarten. Sie ziehen die Großstadt dem „grünen“ Umland vor. Städte bieten weniger Gift, keine nennenswerte Verfolgung, einen Reichtum an unterschiedlichsten Strukturen und vor allem keine Überdüngung. Vielfalt gedeiht am besten auf magerem Boden. In den Städten finden wir heute mehr Arten als im Umland!
Menschen und Wildtiere teilen sich denselben Lebensraum – sie zu beobachten und zu erleben bringen Freude, Erkenntnisse und nicht selten gute Unterhaltung. Jungvögel, die von ihren Eltern angebettelt werden, Habichte, denen man bei der Balz, dem Nestbau und der Jungenaufzucht zuschauen kann, Mauersegler, die mit ihren lauten Rufen durch die sommerlichen Straßen sausen, Füchse, die das reichhaltige Nahrungsangebot zu nutzen wissen und kaum noch Fluchtdistanzen haben. Stadtwälder, Gewässer, Grün- und Brachflächen, aber auch Klein- und Siedlungsgärten, durchgrünte Einfamilien - oder Reihenhausgebiete, Wohnanlagen, Gewerbegebiete, Bürokomplexe, Parkhäuser- oder Tiefgaragen bieten „Stadtwildtieren“ entsprechen Lebensraum. Kaum ein Bereich der frei von ihnen ist.
Für entsprechende Anfragen wurde die NABU-Wildtierberatung eingerichtet, an welches sich ratsuchende BürgerInnen wenden können.

Waschbär - Foto: Wolfgang Stürzbecher
Unverhoffte Begegnungen
Begegnungen mit Steinmardern, Waschbären, Füchsen, Wildkaninchen, Wildschweinen und Rehen sind in Berlin nicht ungewöhnlich. Daraus ergeben sich zum Teil Ängste, wenn beispielsweise Füchse keine Fluchtdistanz mehr haben, Ärgernisse, wenn beispielsweise der Rasen umgewühlt ist oder Waschbären durch die Katzenklappe ins Haus eindringen. Manchmal entstehen einfach nur Fragen: Wie verhalte ich mich bei einer Begegnung mit Wildtieren überhaupt? Das Hauptanliegen des NABU Berlin ist, bei den BürgerInnen durch die Vermittlung wildbiologischen Fachwissens Verständnis für die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Tierarten zu wecken und Ängste abzubauen, um ein verträgliches Miteinander zu ermöglichen.
Wildschwein (Sus scrofa)
Sauschlau
Wildschweine sind verblüffend lernfähig. Darum ist es so schwierig, sie in Schach zu halten. Selbst mit der Büchse gelingt es Jägern kaum, den Wildschweinbestand zu dezimieren. Wildschweine sind recht fruchtbar und betreiben eine exzellente Brutpflege. Hinzu kommen milde Winter und ein gutes Nahrungsangebot.
Der Mensch, der alle Schweinefeinde ausrottete, ist offenbar selbst nicht Feind genug. So haben die schlauen Tiere zum Beispiel ihre Aktivitäten in die Nacht verlegt – sie haben schnell gelernt, dass es ihr einziger Feind im Dunkeln schwerer hat. Aus den Stadtwäldern wandern die Tiere auch in die dicht besiedelte Stadt hinein um dort nach Nahrung und Tagesverstecken zu suchen.
Steinmarder (Martes foina)
Stadtnatur als letztes Refugium?
Der Marder mit dem feinen Pelz
Die gewandten Kletterer bewohnen Scheunen, Ställe, Holzstapel und Steinhaufen. Als Kulturfolger nutzen sie auch Schuppen, Garagen und Häuser in Siedlungen und Städten. Steinmarder ernähren sich von Fallobst, Regenwürmern und Insekten und halten den Menschen Mäuse und Ratten vom Leib. Als „Poltergeister“ auf Dachböden sorgen sie jedoch gelegentlich für Probleme. Sie zerfetzen Dämmmaterial und rauben den Bewohnern den Schlaf. Die „modernen“ Bauweisen begünstigen unzugängliche und ungestörte Hohlräume.
Waschbär (Procyon lotor)
Kleinbär mit Banditenmaske
Ursprünglich wurden die aus Nordamerika stammenden Tiere als Pelzlieferanten in Europa eingeführt. Aufgrund von in der Konsequenz unüberlegten Freilassungen, haben sich die Waschbären rasch verbreitet. Sie kommen heute hauptsächlich in den östlichen Bundesländern inkl. Berlin vor und besitzen einen weiteren Schwerpunkt im hessischen Landkreis Kassel. Ähnlich wie die Marder nehmen Waschbären gerne ruhige Rückzugsräume auf Dachböden und Gartenlauben an. Wie man sich mit den überaus geschickten Tieren arrangieren kann, lesen Sie in unserer Broschüre.
Fuchs (Vulpes vulpes)
Komplizierte Lebensverhältnisse
Elegant und opportun
Füchse gehören zu den besonders attraktiven heimischen Wildtieren. In Berlin kann man Füchse ganz hervorragend beobachten. Die Tiere haben sich perfekt an den Trubel in der Stadt angepasst und eine geringe bis gar keine Fluchtdistanz gegenüber Menschen (und ihren Haustieren) mehr. Hier sind sie nicht nur nachts unterwegs, sondern auch am Tage. Sie halten sich bei der Nahrungssuche nicht nur in den Stadtwäldern oder Grünanlagen, sondern auch im dicht besiedelten Stadtbereich auf. Niemand stellt ihnen hier nach, die Jagd ist im „befriedeten“ Bereich nicht gestattet. Auch der starke Straßenverkehr hält die anpassungsfähigen Tiere nicht ab, das Stadtgebiet weitgehend flächendeckend zu besiedeln. Als natürliche „Schädlingsbekämpfer“ erbeuten sie Kleinsäuger wie Ratten und Mäuse. Viele interessante Informationen für ein gutes Miteinander finden Sie in unserer Broschüre:
Wildkaninchen (Oryctolagus cunikulus)
Wildkaninchen
Flink und possierlich
Wildkaninchen leben in Gruppen von acht bis zwölf Tieren, unter denen eine strenge Rangordnung herrscht. Man findet sie bevorzugt auf sandigen Böden in Park- und Grünanlagen, gelegentlich auch in Wohngebieten, wo sie ihre Baue graben. Die kleinen Hasentiere leben von Gräsern, Kräutern, Trieben und Knospen. Auch Getreide, Gemüse, Stauden und Gehölze stehen auf dem Speiseplan.
Das Füttern von Wildtieren ist weder nötig noch gestattet! Es stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann entsprechend zur Anzeige gebracht und geahndet werden. Füttern, nein Danke! Das Informationsblatt der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
Gebäudebewohner

Zwergfledermaus - Foto: Birgit Dobbert
Fledermäuse und Vögel
Unter unseren Dächern leben, häufig unbemerkt, viele geschützte Tierarten. Häuser mit ihren Simsen, Mauerspalten, Dachritzen und -höhlungen sind Ersatz für Felswände oder Baumhöhlen und werden zur Aufzucht der Jungen, als Schlafplatz oder zur Überwinterung genutzt. Seit der Mensch Gebäude errichtet, haben sich ihm auch tierische Untermieter angeschlossen. Neben Insekten und Kleinsäugern – die nicht immer erwünscht waren und deshalb zum Teil bekämpft wurden – sind es in heutiger Zeit insbesondere Vogel- und Fledermausarten wie Mauersegler, Haussperlinge, Turmfalken, Zwerg- oder Breitflügelfledermäuse, die auf solche Niststätten angewiesen sind. Gebäude bewohnende Vögel werden als "Gebäudebrüter" bezeichnet. Besiedelt werden können alle Bauwerkstypen: Einfamilienhäuser, Altbauten, Wohnblocks, Hochhäuser, Brücken, Türme usw.
Informationen über Gebäudebewohner sowie Schutzmaßnahmen bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen finden Sie hier.