Stieglitz
Botschafter für Artenvielfalt
Stieglitz (Distelfink) - Foto: Frank Derer
Schwindende Artenvielfalt, schwindender Stieglitz
Der Stieglitz (Carduelis carduelis), auch Distelfink genannt, ernährt sich vornehmlich von den Samen verschiedener Blütenpflanzen, Gräser und Bäume. Vor allem im Spätsommer und Herbst ist er häufig auf Disteln, Kletten und Karden anzutreffen, aus denen er sich geschickt die Samen herauspickt. Doch die Zahl an artenreichen Randstreifen von Feldern und Wegen mit Blumen und Wildkräutern geht zurück. In Berlin verschwinden wildblumenreiche Brachflächen, öffentliches und privates Grün wird zu intensiv gepflegt, Wildkrautvielfalt gar weggespritzt.
Bunte Landschaften mit ausreichend Nahrung werden aufgrund des fortschreitenden Strukturverlustes immer seltener. Daher ist der Bestand des Stieglitzes in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Mit seiner Wahl zum Vogel des Jahres 2016 wurde der Charaktervogel zum Botschafter für mehr Artenvielfalt - vor allem in Siedlungsgebieten und in der Stadt - auserkoren.
Stadtbrut im Trend
Der Distelfink auf einer Karde - Foto: Michael Ziegler
Berliner haben zwar mehr Chancen, den Stieglitz am Stadtrand zu beobachten, die Nachweise zeigen aber auch, dass er grüne Lebensräume mit einem lockeren Baumbestand, wilde Stadtbrachen, urbane Gärten, Sport- und Parkplätze nicht meidet. Der farbenfrohe Vogel eignet sich daher gut als Indikator für ausreichend Gehölze und Krautfluren und damit als Indiz für eine lebenswerte Stadt. Diese muss aber gleichzeitig einer artenreichen Insektenwelt einen Lebensraum bieten. Als Vollzeitvegetarier, der nur äußerst selten mal eine Blattlaus nascht und bevorzugt in Wohngemeinschaften lebt, steht der Stieglitz dem modernen Berliner übrigens in nichts nach. Für die Aufzucht der Jungen werden allerdings Kompromisse gemacht und tierische Nahrung in Form von Insekten benötigt.
Wir sichern sein Überleben, wenn wir bei der Bau- und Städteplanung in Berlin bewusst strukturreiche Brachen, Verkehrsinseln sowie Ruderalflächen mit Samen tragenden Pflanzen berücksichtigen. Mit Distelsamen angereicherte „Samenbomben“ könnten ihm auch gefallen.