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Bienen, Wespen und Hornissen
Hautflügler
Informationen über Hautflügler (Hymenoptera) wie Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen, ihre Lebensweise und Biologie, Arten, Schutz, Nisthilfen etc. finden Sie auf der Seite der
Fachgruppe Hymenopterenschutz
Plagegeister oder faszinierende Geschöpfe?
Schließen Sie Frieden mit Wespen und Hornissen!
Kaum hat der Sommer auch hierzulande Einzug gehalten, wird nicht nur über die Hitze geklagt, sondern auch über unversehens an "unmöglichsten Stellen" entdeckte Wespennester etwa in Verschalungen, Jalousiekästen, Garagen, Gartenhäuschen oder der Nähe von Schaukel und Buddelkasten. Aufgeregte AnruferInnen beim NABU begehren häufig nur eines zu wissen: "Wie kriegen wir das Wespennest so schnell wie möglich weg?! " Letztlich geht es darum, das folgende sattsam bekannte Szenario gewissermaßen im Keim zu ersticken:
Lädt die Witterung zum Grillen im Freien, zu Kaffeerunde auf Terrasse oder Balkon, stellen sich alsbald auch ungebetene Gäste ein, umschwirren penetrant schon aufgegabelte Fleisch- und Kuchenhappen oder süß beschmierte Kindermünder, krabbeln in Cola-Büchsen, säbeln sich vom Schinken so große Stücke, dass sie hernach kaum mehr zu starten vermögen oder plumpsen gleich in Bier oder Bowle. Zwar mögen auch Bienen und Hummeln darunter sein, doch vor allem die Wespen erregen die Gemüter, zumal sie sich für Abwehrversuche durch Um-sich-Schlagen, Anpusten oder dgl. auch schon mal mit ihrem gefürchteten Stich revanchieren.
Und je seltener noch Hornissen auftauchen, desto unausrottbarer die Mythen, die namentlich ihren Stich umranken: Sieben sollen genügen, ein ausgewachsenes Pferd zu fällen. Tatsächlich bräuchte es ungefähr ihrer 1000, um einen erwachsenen, gesunden Menschen zu Tode zu bringen. Bienengift wirkt da stärker! Anders liegen natürlich die Dinge bei gegen Insektengift Allergischen, doch hier ist das der Hornisse mitnichten gefährlicher als das anderer stechender Insekten, wie z. B. der gemütlichen Hummel, der viele nach wie vor gar keinen Stich zutrauen.) Deshalb betont NABU-Expertin für Hautflügler (Hymenoptera), Dr. Melanie von Orlow: ": Die Tatsache, dass nur wenige Menschen mit der Lebensweise von Wespen oder Hornissen vertraut sind, hat zur Bildung von Mythen und Vorurteilen beigetragen. "
Indessen ist das Thema Hautflügler (Hymenoptera) ein sehr komplexes; wir kommen an dieser Stelle um Verkürzungen und Vereinfachungen nicht herum. Wer detailliertere Auskunft sucht, sei auf die Seite der von Frau von Orlow geleiteten NABU-Fachgruppe Hymenopterenschutz, auf ihre interaktiv angelegte eigene Site hymenoptera.de, auf die entsprechenden Seiten des NABU-Bundesverbands sowie auf die einschlägigen, als .pdf-Datei herunterzuladenden NABU-Infos und die gedruckt vorliegende NABU-Broschüre "Bienen, Wespen und Hornissen" verwiesen, die Sie für 1,50 Euro in unserer Geschäftsstelle erwerben oder unter Beilegung von zusätzlich 0,85 Euro Rückporto dort anfordern können.
Nur elf der hierzulande verbreiteten über Hundert Wespenarten gehören zu den in Sozialverbänden lebenden, Arbeiterinnen heranziehenden Faltenwespen, wovon wiederum nur zwei Arten, nämlich die zu den sog. Kurzkopfwespen gehörende Deutsche und die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris), zeitweise dem Menschen lästig werden können. Anders als etwa die Bienen gründen Faltenwespen nur Sommerstaaten, d. h. die im Spätsommer von den Arbeiterinnen aufgezogenen, gut gefütterten und auf dem Hochzeitsflug von den Drohnen befruchteten Königinnen begeben sich sogleich an einer witterungsgeschützten Stelle in die Winterruhe, während das ganze Volk mit der alten Königin, die es vorher schlicht verhungern lässt, derweil es sich selbst noch an den Larven gütlich tut, je nach Witterung im Oktober oder November abstirbt.
Die junge Königin baut im folgenden Frühling aus gesammelten, zerbissenen und eingespeichelten morschen Holzfasern ihr neues Nest, bezieht also niemals ein altes, errichtet das neue aber nicht selten in dessen unmittelbarer Nachbarschaft. Sie legt Eier in die nach unten offenen sechseckigen Zellen der ersten Wabe und zieht aus den nach dem Schlüpfen kopfunter darin hängenden Larven, die sie mit gefangenen Insekten füttert, einige Arbeiterinnen heran, bis diese selber in der Lage sind, die weiteren Arbeiten zu erledigen und sich ihre Königin ganz dem Eierlegen widmen kann: Mit 4.000 bis 7.000 Individuen vermag sie ihren Staat binnen weniger Monate zu bevölkern (wogegen die Population eines Hornissenvolks nur einige Hundert zählt)! Die ab Juni für ihren Eigenbedarf sowie die Brutpflege nach kohlenhydrat- bzw. proteinreicher Nahrung ausschwärmenden Arbeiterinnen geraten dann sehr leicht mit dem Menschen in Konflikt.
Wespen jedoch stechen nur zur Verteidigung ihrer selbst und ihres Nestes; die selten gewordene, von der Wissenschaft zur einzig wahren, nämlich der Echten Wespe geadelten Hornisse (Vespa crabro) ist übrigens trotz ihrer Größe (eine Arbeiterin erreicht über drei, die Königin sogar vier Zentimeter) weniger reizbar und aggressiv als Gemeine und Deutsche Wespen. Nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) ist die Hornisse besonders artgeschützt: Die Tiere und ihre Nester dürfen ohne besondere Genehmigung durch die Obere Naturschutzbehörde (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abt. Artenschutz) weder durch Schädlingsbekämpfer noch durch Privatpersonen gestört, beschädigt oder vernichtet werden. Geeignete Stellen, wo die Errichtung des bis zu zwei Meter großen Bauwerks möglich ist bzw. geduldet wird, sind besonders knapp und zu diesem Zweck eigens Patenschaften ins Leben gerufen worden.
Gemeine und Deutsche Wespe genießen freilich keinen besonderen Schutzstatus, doch nach Tierschutz- und BNatSchG sind grundsätzlich alle Tiere vor Belästigung, Verletzung und Tötung sowie Zerstörung ihrer Nester geschützt! Da auch Deutsche und Gemeine Wespen neben anderen Insekten Mücken und Fliegen jagen und auch bei der Bestäubung eine Rolle spielen, dürfen sie über ihre ökologische Funktion hinaus auch aus menschlicher Sicht durchaus als "nützlich" gelten. Da ihre Bestände bei uns noch immer sehr hoch sind, lohnt übrigens die Vernichtung eines Nests nicht das Risiko, dabei mehrfach gestochen zu werden. Ganz in der Nähe, aber besser versteckt, wird es weitere geben, und sodann fragt sich noch, ob man es denn richtig identifiziert und nicht mit dem der in keiner Weise lästig fallenden dritten Kurzkopfwespenart, der Roten Wespe, oder mit einem der nicht minder verträglichen Langkopfwespenarten verwechselt hat.
Infolge steten Verlustes möglicher Nistplätze durch akribische Bereinigung unserer Kulturlandschaften, Parkanlagen und Ziergärten sowie Vernichtung ihrer natürlichen Nahrungsquellen mittels chemischer Insektenvertilgung werden die Lebensbedingungen selbst der häufigen Wespenarten immer schlechter.
Zumal unter tierethischen Gesichtspunkten sollte es in der heutigen Phase unseres Kriegs gegen die Natur angezeigt sein, auch mit den verbliebenen vermeintlichen Plagegeistern endlich Frieden zu schließen, um mit den rapide schrumpfenden Restbeständen unserer natürlichen Mitwelt ein auskömmliches Zusammenleben zu versuchen, indem man folgende recht naheliegende Verhaltensregeln beachtet:
- Bewahren Sie bei Annäherung von Wespen und Hornissen vor allem stoische Ruhe, bis die Tiere das Interesse verloren haben: Heftige Bewegungen, auch Wegrennen, steigern nur deren Aggressivität
- Vespern Sie im Freien nicht in der Nähe von Fallobst
- Decken Sie Speisen und Getränke ab
- Trinken Sie am besten gar nicht aus Büchsen und wenn doch, wie auch aus Flaschen, nur mit Strohhalm
- Versuchen Sie, bereits herumschwärmende Wespen durch im Sicherheitsabstand aufgestelltes offenes Zuckerwasser abzulenken
- Wischen Sie Kindern nach Genuss süßer Speisen und Getränke gründlich den Mund ab bzw. halten Sie dazu an, es selber zu tun
- Verzichten Sie vor dem Picknick aufs Auflegen von Parfum
- Halten Sie von einem Wespen- oder Hornissennest drei Meter Sicherheitsabstand, und verstellen Sie vor allem nicht den Einflugbereich
- Hindern Sie bei einem Nest am Haus das Eindringen der Tiere in den Wohnbereich durch Anbringen von Fliegentüren und -gaze an den Fenstern
- Schätzen Sie sich glücklich, wenn Sie im Garten ein Hornissennest haben, halten seine Bewohnerinnen doch den Wespenbestand in Schach!
- Wenn es jedoch unumgänglich scheint, ein Nest zu entfernen, holen Sie zunächst kundigen Rat ein, bevor Sie Geld für den Kammerjäger ausgeben, denn nur er darf es tun. Als mögliche Ansprechpartner in Frage kommen
- Naturschutzvereine (z. B. der NABU Berlin mit seiner bereits erwähnten Fachgruppe Hymenopterenschutz)
- Imker und Imkerverbände
- die untere Naturschutzbehörde, also die Naturschutz- und Landschaftsbehörden im betreffenden Bezirksamt
- Feuerwehren (die freilich in Berlin nur in akuten Notsituationen ausrücken)
Für Rückfragen oder nicht-virtuellen Kontakt steht Ihnen Frau Dr. von Orlow auch gerne telefonisch unter 00163 6 85 95 96 zur Verfügung oder Sie schreiben an nabu@hymenoptera.de
Berliner Hornissenpaten gesucht!
Jedes Jahr zwischen Ende Juni bis Mitte August müssen Hornissennester aus Rolllädenkästen, Geräteschuppen, Dachböden oder Vogelnisthöhlen umgesiedelt werden, da sich die Menschen nicht mit ihnen arrangieren wollen oder können. Damit ergibt sich jedes Jahr auch das Problem: Wohin mit den Nestern?
Die Fachgruppe Hymenopterenschutz des NABU sucht nun hornissenfreundliche Berliner(innen) oder im nahen (!) "Speckgürtel" der Stadt wohnende Brandenburger(innen), die...
- einen Garten in grüner Umgebung besitzen
- eine Ecke für die Hornissen bereitstellen können und möchten (an der weder sie noch die Nachbarn gestört werden)
- einen Hornissennistkasten besitzen oder dafür anschaffen würden (wir helfen bei der Beschaffung oder dem Bau)
- mit dem besonderen Schutz dieser Art vertraut sind und die
verantwortungsbewußte Obhut sicherstellen können.
Wir können nicht garantieren, dass jeder ein Nest bekommt, da dies vor allem von der räumlichen Nähe der umzusetzenden Nester abhängt; doch wir freuen uns über jede(n) Interessiente(n)!
Weitere Informationen gibt es bei der FG Hymenopterenschutz,
Dr. Melanie von Orlow,
Tel. 0163 6 85 95 96 oder per
E-Mail an nabu@hymenoptera.de
Die Steinhummel (Bombus lapidarius)
- Insekt des Jahres 2005* -
Für viele Menschen hat das "Insekt des Jahres" nun zumindest ein Gesicht jeder kennt Hummeln, und viele assoziieren mit ihnen nur Nettes. Als "gemütlich", "kuschelig", "nützlich" oder gar "harmlos" gilt die Hummel, da angeblich ohne Stachel. Zudem soll sie auch nicht fliegen können, da ihre Flügelfläche angeblich nicht ausreiche für Philosophen ein Beleg, dass viel Wissen nicht unbedingt viel bringt, denn die Hummel weiß von diesen Berechnungen nichts und fliegt trotzdem...
Diese schönen Mythen rund um die Hummel machen sie zum idealen "Insekt des Jahres", und mit der Steinhummel, dieser tiefschwarzen Hummel mit dem rostroten Hinterleibsende, wurde eine Art gewählt, die in ganz Deutschland in Städten wie auf dem Lande anzutreffen ist.
Übrigens haben nur wenige jener Mythen einen wahren Kern: Die Legende über die Flugunfähigkeit der Hummeln stammt ursprünglich aus dem Buch "Le Vol des Insects" des Entomologen Auguste Magnan (Verlag Hermann et Cle, Paris), erschienen 1934. Auf Seite 8 der Einleitung kann man lesen, dass es sein Laborassistent namens Sainte-Lague war, dessen Berechnungen zu dieser Erkenntnis führten. Diese Berechnungen basierten auf dem damals einzigen bekannten Modell des starren Flügels die schnelle Achterbewegung aus Auf- und Abschlag des Hummelflügels konnte erst in den letzten Jahren im mathematischen Modell erfasst werden. Und demnach kann die Hummel nun auch "mathematisch korrekt" fliegen aber wissen tut sie das vermutlich immer noch nicht. Hummeln gelten zurecht als harmlos, aber das eher durch ihr Verhalten denn einen Stachel haben sie allemal. So ein Hummelstich zwiebelt nicht weniger als ein Wespenstich; nur ihn zu kriegen, ist gar nicht so leicht.
Die Nester der Steinhummel
umfassen bis zu 300 Tiere und werden von den Königinnen ab Anfang April gegründet. Als Pollenstorer weisen die Larvenwiegen typische seitliche Fütterungslöcher auf, durch die die Larven mit Pollen gefüttert werden. Die ab Ende Juli auftretenden Männchen (Drohnen) sind mit gelben Streifen und gelber Gesichtsbehaarung auffallend bunt. Mit dem Abflug und der Paarung der Jungköniginnen im Spätsommer wird das Ende des Hummelvolkes eingeläutet die alte Königin wie auch alle Arbeiterinnen sterben restlos und das Nest aus Wachs und mit noch geringen Honigvorräten verwaist. Die Art ist anspruchslos in der Wahl ihrer Niststätten verlassene Mäusenester wie auch Isolierungen an Gebäuden werden gerne besiedelt.
Wie fast alle Hummelarten hat auch sie ihren eigenen "Kuckuck". Die Felsenkuckuckshummel Psithyrus rupestris ist ab Mitte April unterwegs und versucht, in die noch kleinen Steinhummelvölker einzudringen. Ist sie erfolgreich, so tötet sie die Nestgründerin und legt eigene Eier, die von den Steinhummel-
Arbeiterinnen aufgezogen werden. Die Felsenkuckuckshummel ähnelt der Steinhummel. Sie ist jedoch größer, und ihr glänzender Panzer und die rauchig-dunklen Flügel sind wichtige Unterscheidungsmerkmale.
Steinhummeln wurden an 248 verschiedenen Blütenpflanzen beobachtet; darunter 21 Kulturpflanzen. Sie gehören zu den kurzrüsseligen Hummelarten, die sich auf ihren Sammelflügen bis zu 3 km von ihrem Nest entfernt wenn sich das Ziel lohnt (Hedtke, unveröff.). Diese Sammelleistung hat ihren Preis die Sammlerinnen werden im Schnitt nur 19 Tage alt. Eine Besonderheit der Steinhummel gegenüber den meisten anderen Hummelarten ist die Standorttreue der Jungköniginnen. Sie prägen sich beim Abflug den Standort des Mutternestes ein. Im nächsten Jahr versuchen die Königinnen sofern sie den Winter überstanden haben dort wieder ein Nest zu gründen. So kann man an der selben Stelle Jahr für Jahr ein Hummelnest beobachten.
Ein Mahnmal für die "Bestäubungskrise"
Die Steinhummel ist keine seltene oder gar gefährdete Art ihre Anpassungsfähigkeit sichert ihr Überleben auch in einer industrialisierten Landwirtschaft und menschengemachten Welt. Doch die meisten anderen der über 30 Hummelarten Deutschlands sind nicht so tolerant. Das Schwinden buntblühender Brachen, der Einsatz von Pestiziden und die unkontrollierte Mahd machen Hummeln das Leben schwer. Die Steinhummel steht damit als Mahnmal für zahlreiche bedrohte oder gar ausgestorbene Arten, die als wichtige Bestäuber ihren Einsatz in der "modernen" Landwirtschaft und im Naturschutz bringen. Der Rückgang an Bienenvölkern in Kombination mit dem Artensterben der "wilden Bienen" lässt die "Bestäubungskrise" fürchten , denn ohne Bestäubung gehen die Ernten zurück und die genetische Variabilität und damit Widerstandskraft von Nutz- und Wildpflanzen schwindet.
* Ausführliche Infos zu allen "Jahreswesen" finden Sie auf der Website des NABU-Bundesverbands...