Baumscheiben
Zum Schutz unserer Straßenbäume

Baumscheiben pflegen!
Straßenbäume müssen erheblichen Belastungen standhalten. Viele von ihnen weisen Schäden auf, kränkeln, etliche gehen vor der Zeit ein.
Das "Fußbett" vieler Straßenbäume, der als Baumscheibe bezeichnete offene Bereich um den Stammfuß, ist oft in schlechtem Zustand. Der Boden ist stark verdichtet, wird als Abstellfläche für Baumaterial, Fahrräder oder als Hundetoilette missbraucht. Um den Bäumen die Standortbedingungen etwas zu verbessern, ist die Initiative der Anwohner gefragt.
Wenn wir die Baumscheiben vorsichtig auflockern, eventuell den mit Hundeurin kontaminierten Boden gegen Humus austauschen, Blumen und Stauden pflanzen, dann tun wir nicht nur etwas für das Gedeihen des Baumes, sondern zugleich auch etwas für uns. Das Anlegen und Pflegen solch eines "Gärtchens" vor der Haustür, kann eine wohltuende Beschäftigung sein und eine rechte Augenweide hervorbringen.
Aus Achtung vor den Bäumen als komplexer Lebensformen sollten wir ihnen helfen, möglichst gesund und lange zu leben – der Natur und damit uns zuliebe.
Blumen für den Schutz von Straßenbäumen - Baumscheibenbepflanzung
Dem Baum auf die Füße geschaut
Ist der offene Bodenbereich um den Stammfuß herum mit einer Einfassung begrenzt, spricht man von einer Baumscheibe. Vielerorts findet man Straßenbäume in zu knapp bemessenen, frei begehbaren Baumscheiben mit wenig offener Bodenfläche.
Welche Folgen dies dann oft zeitigt, beschreiben nachfolgende Ausführungen.
Bodenverdichtungen
Durch den freien Zutritt wir der Boden verdichtet und dadurch nur noch schlecht durchlüftet und undurchlässiger. Dies verhindert eine regelmäßige Versickerung von Wasser in den Wurzelbereich und beeinträchtigt damit die Nährstoffzufuhr für den Baum erheblich.
Mikroorganismen
Durch die Sauerstoffarmut werden Mikroorganismen, die pflanzliche und tierische Rückstände in für den Baum verfügbare Nährstoffe umwandeln, geschädigt.
Wurzelsymbionten
Der geringe Sauerstoffanteil im Boden sowie häufiger Wassermangel beeinträchtigen besonders die Wurzelsymbionten (Mykorrhiza), das sind im Boden lebende spezialisierte Pilze, welche ihren Lebensraum mit den Baumwurzeln teilen und deren Nährstoff- und Wasserversorgung verbessern. Der Pilz umspinnt die Kapillarwurzeln, liefert wichtige Mineralstoffe und erhält im Gegenzug durch Photosynthese gewonnene Kohlenhydrate.
Hundeurin
Hundeurin verursacht Ätzschäden an der Baumrinde, die sich ablösen kann. Krankheitserreger und schmarotzende Pilze dringen in den Stamm ein und verursachen Fäulnis. Feinwurzeln wie Mykorrhiza werden gleichermaßen geschädigt. Die extreme Konzentration von Nährstoffen führt zur Stickstoffüberdüngung bis hin zu Vergiftungen. Das Nährstoffgleichgewicht wird gestört.
Die Schäden durch Hundeurin sind irreversibel und gefährden schließlich ernsthaft die Standfestigkeit der Bäume.
Versiegelungen
Sehr häufig findet man versiegelte oder zu klein angelegte Baumscheiben. Wertvolles Niederschlagswasser läuft dann oft ungenutzt ab. Der Baum reagiert auf Versiegelungen mit reduziertem Wurzelwachstum und kann sich mangels Wurzelmasse keine ausreichenden Wasser- und Nährstoffressourcen mehr erschließen.
Diese negativen Einwirkungen verschlechtern die Lebensbedingungen für Bäume und mindern ihre Vitalität erheblich. Sie werden vor allem anfälliger für Krankheiten und Parasiten, welche die Schwächung des natürlichen Abwehrverhaltens ausnutzen. Wassermangel, Schadstoffimmissionen (Abgase, Tausalz) oder ein starker Kronenrückschnitt sind schwerer bis gar nicht mehr zu kompensieren.
Warum Baumscheiben bepflanzen?
Verbesserung der Bodenqualität
Der Baum wird von einer regelmäßigen Pflege der Baumscheibe profitieren: zum Beispiel von zusätzlichen Wassergaben und / oder einer Auflockerung und Durchlüftung des Bodens. Humusbildung führt zu einer besseren Bodenstruktur und Nährstoffumwandlung.
Verbesserung des Mikroklimas
Schattenwurf und Windschutz mindern zum Beispiel die Bodenaustrocknung. Außerdem wird die obere Bodenschicht durch die Bewurzelung der Pflanzen gut durchlüftet; dies kommt vor allem den im Boden lebenden Mikroorganismen zu gute.
Schutz vor Rindenverletzungen / Hundeurin
Einfassungen verhindern die Lagerung von Baumaterial u. dgl. auf den Baumscheiben oder das Anlehnen von Fahrräder gegen den Stamm. Hunde freilich lassen sich damit kaum ferngehalten: Hier hilft nur konsequente Aufklärung ihrer HalterInnen.
Lebensraum für Insekten
Heimische Blütenpflanzen befördern die Ansiedlung verschiedener Insektenarten, welche den Standort auch als Winterquartier nutzen können. Die Schaffung geeigneter Lebensräume für Schwebfliegen, Marienkäfer und Raubwanzen ist ein erster Beitrag zum biologischen Pflanzenschutz.
Förderung der Artenvielfalt
Die kleinen Straßengärtchen beleben das Stadtbild, erhöhen die Lebensqualität der Menschen, locken Insekten, Vögel und Fledermäuse an. Ein nicht zu unterschätzender Beitrag, sich in der Stadt / im Kietz wohl zu fühlen und in Kontakt mit der Natur zu kommen direkt vor der Haustür!
Was ist bei der Planung zu beachten?
- Eine beständige Pflege sollte gesichert sein!
- Vor einer Bepflanzung das zuständige Naturschutz- und Grünflächenamt informieren (manche Bezirksämter sichern sich mit "Verträgen" ab)
- Eine Einfassung darf nicht zur Stolperfalle werden Gewährleistung der Verkehrssicherheit!
- Bei Einstellung der Pflege müssen Einfassung und Bepflanzung entfernt werden
Was kann man pflanzen?
- Erlaubt sind Aussaat oder Pflanzung von Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblumen sowie flach wurzelnder Stauden (evtl. Boden austauschen Vorsicht: Baumwurzeln dabei nicht verletzen!)
Was geht nicht?
- Nicht erlaubt sind Aussaat oder Pflanzung von Gehölzen, dornigen (z.B. Rosen), giftigen und kletternden Pflanzen
- Bodenauftrag, Aufschüttungen
- Verletzungen der Wurzeln, des Stammfußes und der Rinde