Senatorin Bonde will nicht vorhandene Wölfe abschießen können

NABU Berlin kritisiert Forderung nach Feststellung des „günstigen Erhaltungszustands“

Berlin, 10. Juli 2025 – Der NABU Berlin kritisiert das Engagement der Berliner Verkehrs- und Umweltsenatorin Ute Bonde für die Feststellung des „günstigen Erhaltungszustands“ der Wolfspopulation in Deutschland.

Erstens gibt es in Berlin keine Wölfe, deshalb wundern wir uns schon sehr, warum ausgerechnet Frau Bonde Handlungsbedarf beim Wolfsmanagement sieht. Und zweitens werden die Kriterien für einen günstigen Erhaltungszustand beim Wolf in Deutschland bisher nicht erreicht, denn große Teile Deutschlands sind bisher nur von Einzeltieren oder überhaupt nicht besiedelt. Eine entsprechende Einstufung wäre also auch fachlich nicht haltbar. 

Senatorin Bonde hatte Anfang der Woche einen Brief der Umweltminister von Bayern, Sachsen und Hessen mitunterzeichnet, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, bei der anstehenden FFH-Berichterstattung der EU den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs für Deutschland zu melden. Diese Feststellung ist Voraussetzung dafür, den Wolf in die Liste der jagdbaren Arten aufzunehmen. In Bayern, Hessen und Berlin gibt es bisher nur einzelne Rudel oder gar keine Wölfe. Dass diese Forderung gerade von Bundesländern mit einem extrem schlechten Erhaltungszustand des Wolfs erhoben wird, ist also besonders widersinnig.

"Bestandmanagement" weder sinnvoll noch nötig

Ausdrücklich fordert Bonde zudem ein “Bestandsmanagement“, also den Abschuss von Wölfen. Die Forderung ist fachlich nicht zu rechtfertigen. Wolfsrudel sind Familiengruppen und besetzen große Reviere, die gegen Artgenossen verteidigt werden. Eine Zunahme des Wolfs ist daher nur noch in bisher unbesiedelten Bereichen zu erwarten. Ein “Bestandsmanagement,” also der Abschuss einer willkürlich festgesetzten Zahl von Wölfen in einem Bundesland, zerstört diese Sozialstrukturen  und führt schlimmstenfalls zum Verhungern der Jungtiere. Wir sind daher strikt gegen eine Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht und gegen jede Form von “Bestandsmanagement“. Die bisherige Regelung ist völlig ausreichend und bietet die Möglichkeit, den Schaden bei bestätigten Tötungen von Nutztieren auszugleichen und einzelne  “Problemwölfe” zu entnehmen. Eine Bejagung würde die Erhaltung der Art in Deutschland gefährden und ist weder sinnvoll noch erforderlich.

Nach der Unterzeichnung eines kritischen Briefs gegen das EU-Renaturierungsgesetz durch Justizsenatorin Felor Badenberg Ende Juni ist die Aktion von Frau Bonde schon der zweite Fall innerhalb weniger Wochen, in dem Berlin sich ohne nachvollziehbaren Grund naturschutzfeindlich positioniert. Wir beobachten diese Vorstöße des Berliner Senats mit Befremden.

Text: Alexandra Rigos, 10.07.2025