Sorge um Berliner Spatzen
Drastischer Rückgang bei NABU-Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“




Haussperling - Foto: Frank Derer
Berlin, 26. Mai 2025 – Weniger Teilnehmende, weniger Vögel und vor allem viel weniger Spatzen – das sind die wenig erfreulichen Ergebnisse der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“, die vom 8. bis 10. Mai 2025 stattfand. In Berlin beteiligten sich 1.900 Vogelfans an der Zählaktion und meldeten genau 30.180 Vögel. Dabei sank die Zahl der Vögel pro Garten von 27,7 auf 24,8 im Vorjahr; es wurden also rund zehn Prozent weniger Vögel gezählt als 2024.
Besonders dramatisch fiel der Rückgang bei den Haus- und Feldsperlingen aus: Die Zahl der Hausspatzen brach um 28 Prozent ein, nachdem sie bereits in den Vorjahren deutlich zurückgegangen war. Die Zahl der Feldsperlinge hat sich im Vergleich zu 2024 sogar fast halbiert, so dass die Art nicht mehr unter den Top Ten in Berlin rangiert. In der Hauptstadt war der Feldsperling schon immer deutlich seltener als sein naher Verwandter, der Haussperling, meist einfach „Spatz“ genannt. Dieser schien in Berlin lange Zeit dem bundesweiten Bestandsrückgang zu trotzen.
Ursache des Schwunds unbekannt
Aber allmählich machen wir uns ernsthaft Sorgen um die Berliner Spatzenpopulation. Die Ergebnisse der Zählaktion decken sich mit unseren eigenen Beobachtungen: Es gibt in diesem Jahr einfach weniger Haussperlinge. Steht Berlin, die Hauptstadt der Spatzen, womöglich vor einem Einbruch der Population, wie ihn andere Großstädte erlebt haben? Schwer zu sagen, denn wir wissen nicht, was die Ursache des Rückgangs ist. Selbst da, wo sich am Angebot an Niststätten und Lebensräumen nichts geändert hat, sehen wir weniger Haussperlinge. Das ist beunruhigend. Möglicherweise haben die Kombination aus Kälte und Trockenheit in diesem Frühjahr die Brut der Spatzen verzögert, weil es an Insektennahrung fehlt.
Umso wichtiger ist es, die Population der Spatzen nicht zusätzlich unter Druck zu setzen. Wir müssen vorhandene Nistplätze und Lebensräume in Berlin konsequent schützen! Das heißt vor allem, bei Gebäudesanierungen sehr aufmerksam auf Niststätten zu achten und diese gegebenenfalls zu ersetzen. Außerdem müssen wir Sträucher in Gärten und Grünanlagen erhalten und möglichst viele neu zu pflanzen.
Trotz des Rückgangs verteidigt der Haussperling noch immer seinen Platz 1 auf der Berliner Rangliste bei der „Stunde der Gartenvögel“. Auf Platz 2 hielt sich der Star, während die in diesem Jahr früh zurückgekehrten Mauersegler die Ringeltaube von Platz 3 auf Platz 4 verdrängten. Die Kohlmeise landete auf Platz 5. In ganz Deutschland zählten 59.000 Vogelfreund*innen über 1,2 Millionen Vögel. Auch bundesweit war bei vielen Arten ein negativer Trend zu verzeichnen, darunter Haus- und Feldsperling.
Text: Janna Einöder, 26.05.2025
Wie viele Vögel welcher Art wurden bundesweit, pro Bundesland oder pro Landkreis gemeldet? Welcher Vogel rückt vor, welcher schwächelt? Interaktive Karten und Listen mit Live-Darstellung der Ergebnisse und Vergleich mit den Vorjahren. Mehr →
Hätten Sie gedacht, dass Berlin eine der artenreichsten Großstädte Europas ist? Viele geschützte Arten leben sogar unter unseren Dächern. Das Projekt möchte durch Aufklärung und Information für den Schutz von Gebäudebrütern und Fledermäusen sensibilisieren. Mehr →
zu den arten
Der Haussperling oder "Spatz" ist wohl der bekannteste "Stadtvogel". Die kontrastreicher gefärbten Männchen haben einen grauen Scheitel und einen rotbraunen Nacken. Die Kehle ist schwarz. Unscheinbar graubraun mit heller Unterseite sind Weibchen und Jungvögel. Mehr →
Der Feldsperling ist kleiner als der Haussperling und ist mit seiner braunen Kappe und dem Wangenfleck gut von seinem großen Bruder zu unterscheiden. Leider hat er oft das Nachsehen was Nahrung und Brutstätten betrifft. Er bewohnt deshalb eher ländliche Räume. Mehr →