Kranichschlafplatz in Berlin
Auch in der Lietzengrabenniederung sind Kraniche zu beobachten
Kranichschlafplatz in Berlin
Auch in der Lietzengrabenniederung sind Kraniche zu beobachten
Tagsüber kann man sie auf den jetzt abgeernteten oder bereits umgepflügten Äckern oder auf den Wiesen im Berliner Norden bei der Nahrungssuche beobachten, die Vögel des Glücks, die Kraniche.
Noch vor 30 Jahren gehörten sie zu den seltenen Arten, die man am besten während des Herbstzuges in der Umgebung der wenigen Schlafgewässer beobachten konnte. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bild gewandelt. Aus der versteckt in Mooren und den wenigen verbliebenen Feuchtwäldern brütenden Art, wo das Brutpaar vor allem im zeitigen Frühjahr durch die weit hörbaren Rufe auffiel, ist eine anpassungsfähige Art geworden, die allein in Brandenburg ihren Brutbestand in den vergangen 40 Jahren verzehnfacht hat.
Die Suche nach immer neuen Brutplätzen führte zur Besiedelung geeigneter Brutplätze in Berlin, so dass jährlich 15 bis 20 Kranichpaare in Berlin brüten. Neben den Gosener Wiesen im Südosten, den Grunewaldmooren im Südwesten sind die Paare vor allem im Berliner Norden, im Tegeler Fließtal, dem NSG Karower Teiche, dem NSG Bogensee und Lietzengrabenniederung zu finden oder besser im Frühjahr zu hören.
Nach der Einstellung der Abwasserverrieselung im Berliner Norden fielen nicht nur die ehemaligen Rieselfeldflächen trocken. Der Wassermangel zeigte auch seine Auswirkungen in den umliegenden Gewässern, wie der Bogenseenrinne im Bucher Forst oder den Karower Teichen, die deutlich niedrigere Wasserstände aufwiesen und in heißen Sommern ganz austrockneten. Auch die Feuchtwälder im Bucher Forst fielen trocken. Um diesen negativen Entwicklungen für die Naturschutzgebiete in diesem Raum und die Standortverhältnisse auf den ehemaligen Rieselfeldflächen zu begegnen, wurde 2004 mit der Aufleitung von Wasser aus dem Klärwerk Schönerlinde in angelegte Schönungsteiche bei Hobrechtsfelde begonnen. Von hier fließt das Wasser über ein Grabennetz zur Panke und speist die genannten Gebiete.
Westlich des Bucher Forstes bildeten sich durch die Wassereinleitung Feuchtgebiete entlang des Lietzengrabens, auf denen heute noch die Lietzen (Bleßrallen) zu den charakteristischen Vogelarten gehören. In Abhängigkeit vom Wasserstand können hier mausernde und rastende Wasservögel, vor allem Stock-, Schnatter- und Krickenten, aber auch durchziehende Limikolen beobachtet werden.
2010 wurde dieses Feuchtgebiet erstmalig über einen längeren Zeitraum von Kranichen als Schlafgewässer genutzt, von wo aus die morgendlichen Flüge auf die umliegenden Nahrungsflächen erfolgen. Auch in diesem Jahr kann man bereits jeden Abend Trupps der eine Flügelspannweite von rund 2,2 Metern aufweisenden Kraniche beim Einflug in das Schlafgewässer aus sicherer Entfernung beobachten. Sicherlich werden es keine 60.000 Kraniche werden, wie man sie im Oktober während der Führungen von der NABU-Storchenschmiede in Linum beobachten kann. Aber 60.000 Kraniche in Brandenburg sind ja schon normal, ein Schlafplatz mit gegenwärtig 60 Tieren in der Hauptstadt Berlin (noch) eine kleine Besonderheit.
31. August 2012