Artenschutz auf dem Prüfstand
NABU und BUND legen vergleichende Länderanalyse vor
Artenschutz auf dem Prüfstand
NABU und BUND legen vergleichende Länderanalyse vor
In keinem der untersuchten Bundesländer werden Tiere, Pflanzen und Lebensräume so geschützt, dass der Verlust der Artenvielfalt in Deutschland bis 2020 gestoppt und gefährdete Lebensräume wieder hergestellt werden können. In zehn Bundesländern wurde weniger als ein Drittel der Naturschutzziele erreicht. Nur in Brandenburg, Hessen und dem Saarland sehen die Naturschützer erste Fortschritte beim Schutz seltener Arten. Das ist das Ergebnis einer vergleichenden Länderanalyse zum Schutz der biologischen Vielfalt, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) veröffentlich hat. Eine Sondersituation stellen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen dar, doch dort macht Berlin nur eine bedingt gute Figur.
Situation in den Flächenbundesländern
Die Naturschützer mussten feststellen, dass die Länder bereits beschlossene Schutzmaßnahmen nur unzureichend umsetzten und für den Artenschutz zu wenig Geld bereitstellten. Die Flächenversiegelung durch Industrie- und Verkehrsbauten sowie die industrielle Landwirtschaft schreitet weiter voran. Umgepflügt würden sogar bedrohte artenreiche Wiesen und Weiden in Schutzgebieten. Durch den Einsatz von Pestiziden und die damit verbundene Vernichtung von Insekten befänden sich Bienen und Amphibien weiter auf dem Rückzug.
Der Artenverlust kann bis 2020 nur gestoppt werden, wenn Schutzmaßnahmen tatsächlich konsequent vor Ort durchgeführt würden. Das bedeutet auch, dass das europäische Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 ernst genommen werden muss. Für alle dafür infrage kommenden Gebiete müssten entsprechende Managementpläne erstellt und umgesetzt werden.
Schwierige Beurteilung in den Stadtstaaten
Da für die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen ein solch umfangreicher Vergleich mangels Landesfläche und mangels entsprechend umfangreicher Beurteilungsfaktoren kaum möglich war, hatten man sich hier auf die Daten zu den Flora-Fauna-Habitat-(FFH)-Gebieten, den Vogel- und Naturschutzgebieten konzentriert und daran eine Einordnung der Bemühungen zum Erhalt der biologische Vielfalt vorgenommen. Dabei stellten die Naturschutzverbände fest, dass Berlin hinsichtlich der Schutzgebietsausweisungen nur bei den Vogelschutzgebieten mit den anderen Stadtstaaten mithalten kann. Hier stimmt das Verhältnis zwischen Landesfläche und dem Flächenanteil für Vogelschutzgebiete halbwegs, während Berlin beim Anteil von Naturschutzgebieten an der Landesfläche das Schlusslicht der drei Mitstreiter bildet – weit abgeschlagen von Spitzenreiter Hamburg.
Flächen vorhanden – Schutzstatus?
Der NABU Berlin bemüht sich dennoch um eine gerechte Beurteilung der Ergebnisse. Schließlich weiß er um die Personalsituation in den Naturschutzbehörden, die durch immer mehr Einsparungen geschwächt sind. „Hier liegt eigentlich der Hauptknackpunkt“, betont Anja Sorges, Geschäftsführerin vom NABU Landesverband Berlin. „Die Politik hat zwar Sparziele vorgegeben, aber es hilft nichts, wenn Fachkompetenz verschwindet und nicht ersetzt wird, obwohl Arbeit im Überfluss vorhanden ist.“ Der NABU Berlin sieht die FFH-Richtlinie eigentlich als ein positives Beispiel dafür, gerade in einem Ballungsraum Naturschutz in die Fläche zu bringen. „Berlin darf sein Image als Grüne Stadt nicht verlieren. Dafür braucht es aber eine vorausschauende Stadtentwicklung, die Rücksicht auf die Naturbesonderheiten nimmt und sie unter Schutz stellt“, so Sorges.
21. März 2014