Lebensraum Friedhof
NABU Berlin und BLN-Ausstellungen im Rathaus Mitte gewähren spannenden Einblick in die Artenvielfalt Berliner Friedhöfe
Sabine Weißler, Stadträtin für Umwelt und Natur in Berlin Mitte, ist sich der Bedeutung von Friedhöfen für die Artenvielfalt bewusst. In Ihrer Eröffnungsrede lehnte sie die Umwandlung von Friedhofsflächen in Bauland grundsätzlich ab. Gerade diejenigen Flächen, die aus der Nutzung genommen sind, seien am interessantesten für den Naturschutz. Marie Homann von der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN), die die Ausstellung „Friedhöfe: Räume innerstädtischer Biodiversität“ konzipiert hat, bestätigte: „Über 60 Brutvogelarten, außerdem viele seltene Pflanzenarten bezeugen den hohen Wert von Friedhofsflächen für die Artenvielfalt in der Stadt.“
Zwei besonders charakteristische Arten werden durch die Ausstellungen des NABU Berlin vorgestellt. „Grünspecht und Habicht sind typische Bewohner von Friedhöfen, die alte Bäume zur Brut nutzen“, erklärt Rainer Altenkamp, 1. Vorsitzender des NABU Berlin. Während der Habicht ein großes Nest auf alten Bäumen baut, nistet der Grünspecht in Baumhöhlen. Gleichzeitig profitiert der Specht als hochspezialisierter Fresser bodenlebender Ameisen von der meist extensiven Pflege der Grünflächen auf Friedhöfen.
Spechthöhlen stehen dauerhaft unter Naturschutz und dürfen nicht entfernt werden. Doch gerade weil ein Baum Spechtlöcher aufweist, wird er oft aus Verkehrssicherungsgründen gefällt. Zahlreiche Fledermausarten und weitere Vogelarten als Nachnutzer von Spechthöhlen sind davon ebenfalls betroffen. „Hier ist dringend eine Änderung der bestehenden Praxis in der Verkehrssicherung geboten“, betont Altenkamp und fordert unter anderem, Höhlenbäume nicht komplett zu fällen, sondern als Hochstubben mit den Höhlen stehen zu lassen.
Die Ausstellungen sind noch bis zum 26. April 2017 montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr in der Berolina Galerie im Rathaus Mitte, Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin zu besichtigen.