Wider die Planlosigkeit
NABU Berlin warnt vor willkürlich fortschreitendem Flächenverbrauch
Wider die Planlosigkeit
NABU Berlin warnt vor willkürlich fortschreitendem Flächenverbrauch
In Berlin wächst die Angst vor unbezahlbaren Mieten. Bauherren drängen auf die letzten Berliner Freiflächen, Baulücken sollen geschlossen werden. Dabei geht es jedoch nicht immer koordiniert zu. Der NABU Berlin hatte in seinem bereits im März 2011 präsentierten 11-Punkte-Papier darauf hingewiesen, dass ein weiterer, ungeminderter Flächenverbrauch gestoppt werden muss.
Intelligente Flächennutzung?
Getrieben durch die positiven Zahlen der Immobilienwirtschaft haben sich in den letzten Wochen verschiedene Mechanismen in Gang gesetzt: zum einen wird nach mehr Bauland und attraktiven Wohnungslagen im Bestand gesucht und zum anderen zerrt die gestiegene Nachfrage an den Mieten – und somit an den Nerven vieler Berliner Mieterinnen und Mieter. Doch für die gestiegene Nachfrage einfach landeseigene Grundstücke ohne weiter Nachzudenken der Bebauung preiszugeben ist für den NABU Berlin der gänzlich falsche Weg.
„Das Land Berlin sollte sich lieber Gedanken über den derzeit existierenden Gebäudeleerstand in der Stadt machen. Mit einer grundlegenden Sanierung kann dort neuer Wohnraum geschaffen werden, ohne gleich wieder auf die grüne Wiese zu drängen“, betont Anja Sorges, Geschäftsführerin vom NABU Berlin. Sie befürchtet, dass nun auch landeseigene Flächen bebaut werden sollen, die sich über viele Jahre zu grünen Kleinoden entwickelt haben und sowohl den Anwohnern als Nacherholungsraum als auch der Tier- und Pflanzenwelt dienen.
Druck auf die Flächen wächst
Der NABU Berlin beobachtet seit einigen Monaten, wie die Bautätigkeit auf Jahrzehnte lang offen gehaltenen Baulücken zunehmen. Hier hält der NABU Berlin eine Verdichtung des städtischen Innenraums nicht unbedingt für nachteilig. Was der Naturschutzverband jedoch ablehnt, ist die Tatsache, dass wieder nur auf eine singuläre Forderung reagiert und nicht im Vorfeld bereits umfassend und interdisziplinär geplant wurde, denn die Entwicklung am Wohnungsmarkt zeichnete sich seit längerem ab.
Flächennutzungsplan und Biotopverbundkonzept geben umfangreiche Hilfestellung bei der Entscheidung, ob Flächen für das innerstädtische Klima oder den Natur- und Artenschutz von Bedeutung sind. Doch während der Flächennutzungsplan häufig zugunsten von Bautätigkeiten und zum Nachteil von Stadtklima und Natur ausgelegt und verändert wird, liegen das Biotopverbundkonzept oder der Stadtentwicklungsplan Klima ungenutzt in der Schublade der Senatsverwaltung und kommen nicht zum Einsatz.
Ertüchtigung vor Neuversiegelung
Bislang vermisst der NABU Berlin ein entsprechendes Flächenmanagement, welches sich an der Zielsetzung orientiert, die zusätzliche Flächeninanspruchnahme, die sogenannte Netto-Neuversiegelung, schrittweise auf Null zu reduzieren. Derzeit werden in Deutschland täglich rund 100 Hektar Land neu versiegelt.
„Es kann nicht sein, dass sich das Land Berlin keine Gedanken über bereits vorhandene landeseigene Bau- und Umwandlungspotentiale macht, sondern der Einfachheit halber auf die letzten grünen Trittsteine von Berlin drängt.“
30. Mai 2011